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Otello at the Bayerische Staatsoper, Munich 

Doch anstelle von tiefenpsychologischen Analysen wirkt Neumayers Interpretation in der aktuellen Wiederaufnahme so grau wie das Bühnenbild, sodass die Musik unangefochten in dem Mittelpunkt rückt. (Besuchte Vorstellung am 2. Juni 2022)

“Als sich der Vorhang hebt, peitschen die Stürme durch das Nationaltheater am Max-Joseph-Platz. Gleich zu Beginn schafft Dirigent Daniele Rustioni einen großen Klangrausch. Die Wellen donnern förmlich durch das Rund des Opernhauses. Es pfeift und kracht, doch niemals wird es lärmend. Unermüdlich und mit vollem Körpereinsatz treibt Rustioni, der seit dieser Saison Erster Gastdirigent des Hauses ist, das Orchester der Bayerischen Staatsoper in den ersten Momenten an.

…Besonderer Höhepunkt des Münchener „Otellos” sind die Auftritte des stimmgewaltigen Staatsopernchores, der sich ebenso effektbewusst und präzise wie vielschichtig sein eigenes Scheinwerferlicht sucht, da von der Regie eher in den Halbschatten gedrängt. Den passenden und ausdifferenzierten Klangteppich dafür schafft Daniele Rustioni unterdessen gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsorchester. Transparent und strahlend wechselt er dabei gekonnt zwischen aufgepeitschten Crescendi und zurückgenommen-lyrischen Passagen, die der gebürtige Mailänder vor allem in der zweiten Hälfte ohne Taktstock allein mit der Kraft seiner Hände formt. Er gestaltet, um- und untermalt, stets auf die Sänger:innen bedacht, die er – außer in den erforderlichen Momenten – nicht überstrahlt. Ein Dirigat, das Lust auf mehr macht.”

OpernMagazin, Svenja Koch

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