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Oper als Erinnerungsarbeit
Das „Opernhaus des Jahres“ eröffnet mit einer eindringlichen Deutung von Brittens Opus des Pazifismus seine Saison "Hoffnungsschimmer der Versöhnung".
Überwältigend gerät die musikalische Qualität, für die Lyons neuer junger italienischer Musikchef Daniele Rustioni verantwortlich zeichnet. Der frühere Schützling von Antonio Pappano, seinerseits ein ausgezeichneter Kenner des Werks, entfacht nicht nur ein passionspralles Furioso und wölbt enorme Spannungskurven auf. Er entdeckt auch berührende impressionistische Zwischentöne, Feinheiten und Pianissimi, die mitsammen immer wieder Hoffnungsschimmer davon aufscheinen lassen, dass der Krieg womöglich doch nicht eine Grundbedingung menschlichen Machtstrebens sei. Nicht nur das Orchester kündet davon, sondern im besonderen der Chor, der an diesem Abend mehr als ein Wunder vollbringt. Die Klangsubstanz leiser Stellen ist fulminant, die Klangkultur, die Chorleiterin Geneviève Ellis erarbeitet hat, macht dieses Ensemble zu einem der besten seiner Art. Wie der Chor das „n“ im finalen „Amen“ nachklingen lässt, ist nicht weniger als berückend.
CONCERTI.DE, Peter Krause

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